Der Schatz

Seit den Tagen des Wien Terrors springt mich im Lesen und Denken immer wieder ein Begriff an: das Patriarchat. Parallel dazu landete ein Buch auf meinem Tisch: „ als die Wahrheit noch männlich und katholisch war“ von Franziska M.Papst. Ich habe es verschlungen, nicht um noch mehr übers Patriarchat zu lernen. Das haben wir ja noch in den Genen und die Gesellschaft ist davon durchdrungen.

Mich interessieren die Hintergründe. Was schürt z.B. in der Kirche die Angst davor, Frauen in führende Positionen zu lassen? Die genannte Autorin schildert, wie eine ihrer Kolleginnen trocken feststellte: „wenn du in der Kirche etwas werden willst, dann such’ dir einen Priester, der dich fördert. In einem patriarchalen System scheint die Bindung an einen Mann offensichtlich die einzige Möglichkeit zu sein, sich als Frau zu entfalten. Alleine ist frau machtlos“. 

So ein Fall wurde erst jüngst publik

Was fürchten männliche Hierarchien?

Natürlich ist die Sorge um den Machtverlust und den damit verbundenen Privilegien schon Bedrohung genug. Aber noch mehr ist es das Unbekannte, und das Tragische daran ist, dass es selbst uns Frauen teilweise unbekannt ist.

Julia Onken, die Pragmatikerin in der Beantwortung solcher Fragen, erklärt: “Unterdrückungsmechanismen in soziologischen Beziehungen entstehen bei ungleichen Fähigkeits- und Besitzverhältnissen. Da ist einmal die Fähigkeit, Leben aus sich hervorzubringen, was in jeder Gesellschaft eine bewusste, oder unbewusste Vormachtstellung bedeutet. Dann kommt die Fähigkeit der Nahrungsbeschaffung hinzu, die vorwiegend von Frauen geleistet wurde. Eine weitere Fähigkeit ist die erotische Stimulierung oder Befriedigung durch den weiblichen Körper. Die sexuelle Nutzbarkeit für den Mann gilt auch heute noch als ein oberstes, ungeschriebenes Gesetz, das kollektiv verdrängt wird.

Die Visionen von Königin und Samurai

In diesem wunderbaren Buch beschreibt Andrea Lindau gefühlvoll, visionär und tiefgründig den Weg der Frauen in ein neues Zeitalter.

„Es ist Zeit, meine Schwester, dass wir uns erheben. Nicht gegen die Männer, sondern für das Leben, weil wir Hüterinnen einer Wahrheit jenseits von Worten sind. Es ist Zeit, dass wir uns wieder zur Macht in uns bekennen. 

Es ist keine Macht über einen anderen, es ist auch nicht unsere Macht, es ist die Macht des Lebens selbst. Das ist unser kosmischer Witz: wir haben vergessen, dass wir die ganze Welt in uns tragen, und rennen ihr deshalb im Außen hinterher. Dieser innere Zugang zur Einheit des Lebens ist unser Mysterium, unsere wahre Macht. In Zeiten des Matriarchats* haben wir diesen Zugang in unseren Tempeln und Ritualen genutzt und gefeiert. Dann ist die Königin eingeschlafen und hat den Palast dem brennenden Ehrgeiz kleiner Jungen überlassen.

Wir brauchen einen neuen, zeitgemäßen Zugang zum Mysterium. Wir sind die Hüterinnen des Urgrunds, Hüterinnen des Lebens. Es ist Zeit, dass wir unsere Stimme nicht nur einzeln, sondern als weibliches WIR wiederfinden und dem Experiment Menschheit eine neue, wahrhaft lebenswerte Richtung geben. Das wird keine von uns alleine schaffen. Es ist Zeit, den Kreis zu erneuern, den wir vor tausenden von Jahren verlassen haben. 

Das Patriarchat hat nicht nur unsere Lust, sondern auch unseren Zorn unterdrückt. Schwache Männer fürchten beide Ausdrucksformen unserer Leidenschaft.“

*( die Gesellschaftsordnung, bei der die Frau eine bevorzugte Stelle in Staat und Familie innehat. )

Jetzt aber, da ohnehin kein Stein auf dem anderen bleibt, ist Zeit, dass Aufbruch in die unbeweglichen Muster kommt. 

– Sissy Sonnleitner

Drehen wir jetzt einfach den Spieß um?

Auch da finde ich das Bild der Lindaus wunderbar: Königin und Samurai. Der Samurai schützt seine Königin. Sie sind einander Schüler, Wegbegleiter und wahrhaft Liebende. Er lehrt sie, ihren Logos zu stärken und das Schwert zu führen. Der Logos – der männlichen Ur-Archetyp – die Kraft, die verstehen will, der Geist, der sich dem Licht entgegenstreckt, der die Materie überschreiten will. Und er erkennt und genießt den Eros: Die Kraft, die hält, die verbindet, die liebt, die trägt und immer wieder die Verbindung von allem sieht und erdet.

„Dein Geschenk für ihn: lass ihn los! Das bedeutet; Dich auf die Werte zu besinnen, die du im Königreich deiner Beziehung erfahren möchtest. Biete ihm an, deine kostbare Lebenszeit, deinen Entwicklungsprozess, alle Phasen deiner Blüte mit ihm zu teilen. Wenn sich dein Feld mächtig von innen heraus wandelt, wird der Mann an deiner Seite fasziniert feststellen, dass er die Ehre hat, neben einer Königin zu leben. Er beginnt, sich aus sich heraus zu entwickeln

Ihr betretet gemeinsam Neuland. Bleib’ deiner Liebe treu, wähle ihn zu deinem König und du wirst vielleicht zum ersten mal bewusst erfahren, wie schön und edel Männer sein können.“ 

Wenn wir das Spiel nicht mehr mitspielen,
wenn wir uns auf unsere Kraft besinnen,
wenn wir in unseren Kreisen zusammenkommen,
werden uns die Männer folgen.
Sie begehren und,
sie lieben uns. 

Sie warten darauf,
dass die Königin in uns die Führung übernimmt. 

– Andrea Lindau

Zwischen dir und deiner Freiheit stehen drei Lügen:

mir fehlt etwas
ich bin nicht schön
ich bin ein machtloses Opfer.

Die weibliche Macht ist die Macht des Leben

Das ist die Macht, die freilich genauso missbraucht werden kann, und es ist auch die Macht, die viele Frauen auf den Scheiterhaufen gebracht hat. Ich kenne viele, mich eingeschlossen, für die wäre er im Mittelalter schon errichtet gewesen. Das ist die Macht, die die Kirche nicht zulassen kann. Woher soll sie sie auch kennen, wenn sie den Eros mit aller Energie unterdrücken muss. Eher fährt sie den Karren an die Wand. Zum Glück arbeiten Frauen schon lange am Fundament der Kirche, oder, ich kann mir’s nicht verkneifen, im Untergrund der Kirche.  

Jetzt aber, da ohnehin kein Stein auf dem anderen bleibt, ist Zeit, dass Aufbruch in die unbeweglichen Muster kommt. 

Eine meiner Töchter ist im Boxclub ( ja, mein Leben ist bunt ), und hat beobachtet, wie Männer aus Afghanistan gezwungen werden, unter anderem boxen zu lernen, damit „richtige Männer“ aus ihnen werden, und wie offensichtlich es ist, dass es manche gar nicht lernen wollen. 

Ute Liepold – österreichische Regisseurin und Autorin schreibt über Geschlechterforschung mit toxischer Maskulinität: „auch Männer leiden unter den Machtsstrukturen des Patriarchats. Wenn sie aus Normen ausbrechen wollen, bietet das Patriarchat wenig Alternativen. Keine Schwäche zeigen, immer auf Wettbewerb und Dominanz aus, Gefühle unterdrücken, Ängste verschweigen – Auswege aus dieser Krise bietet die Gewalt.“

Noch eine starke Frau

Auch Linda Jarosch untermauert unseren Schatz. In ihrem Buch“ Königin und wilde Frau“, das sie mit ihrem Bruder Anselm Grün geschrieben hat, heißt es im Vorwort: Immer mehr Frau wollen einen Weg der inneren Freiheit gehe, trauen ihrem Frausein etwas zu und beginnen, sie selbst zu sein, mit allem was dazugehört. Anhand 14 biblischer Archetypen stellen die Autoren Eigenschaften dar, die jede Frau in sich trägt. In diesen biblischen Frauenbildern geht es um Kräfte und Erfahrungen, die jede Frau durchlebt. Die Autoren erörtern, wie Leidenschaft und Liebe, Wildheit und Königtum, Mütterlichkeit und Priestertum, Weisheit, Gerechtigkeitssinn sowie Milde und Kampfgeist im Leben heutiger Frauen aussehen können. Und sie ermutigen die Leser/innen, diese Eigenschaften zuzulassen. Denn Frauen, die ihre Individualität zulassen können, werden unabhängiger und stärker. Sie sind nicht mehr die Prinzessinnen, die auf ihren Prinzen warten, sondern die Königin in ihrem eigenen Leben. 

Zu fünft legen wir Dir heute einen Riesenschatz zu Füßen: Den Schatz der Königin. Bist du bereit, ihn ohne Vorbehalte als den deinen zu erkennen? Mit Andrea Lindau rufe ich dir zu: „Töne, spiele, tanze, singe, bis du sicher fühlst: DAS ist mein Lied, DAS ist meine Art zu singen, DAS bin ich wirklich.

……und wir wählen die Liebe!

Sei herzlich umarmt!

Sissy

LINKS UND LITERATUR

Franziska M. Papst – als die wahrheit noch männlich und katholisch war
Julia Onken – Herrrin im eigenen Haus
Andrea und Veit -Königin und Samurai
Linda Jarosch und Anselm Grün – Königin und wilde Frau

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2 Kommentare

  • Purrer Maria sagt:

    Liebe Frau Sonnleitner!

    Habe heute Ihren Blog entdeckt! Sie sprechen mir und sicher sehr,sehr vielen Frauen aus der Seele!!!
    Dieses ständige so sein, wie einen die Gesellschaft haben will, wurde natürlich von unseren Müttern , wieder weitergegeben!
    Ich bin heute 60 Jahre und habe mich mein ganzes Leben, nur angepasst und immer nur versucht,es anderen recht zu machen – nur mir nicht🙈❤️
    Ich finde es ganz großartig, wie mutig Sie Ihre Stimme erheben!!
    Wünsche Ihnen alles Liebe und Gute für die Zukunft ❤️👌

    • Sissy Sonnleitner sagt:

      Liebe Maria!

      Danke für die lieben Zeilen. Schön, dass meine Geschichten
      die Seele berühren und vielleicht auch etwas in Gang setzen.
      Es ist ja nie zu spät, zu sich, zur Anerkennung für sich selbst
      und zur Selbstliebe zu kommen. Es gibt soviel, was wir über uns
      noch gar nicht wissen und das Suchen und Finden macht Freude.
      Alles Liebe und eine gute Zeit! Sissy

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