Die Quellen meiner Freude

Ich habe von Geburt an ein sonniges Naturell. Mit meinem angeheirateten Namen „Sonn-leitner“ wurde mir dies quasi noch als Programm dazu geschenkt. Ein reiches Geschenk! Was an Dramen, dunklen Wolken  auch immer am Horizont auftaucht, ich weiß, dass irgendwo die Sonne scheint, und mache mich auf die Suche.

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden, wie ein Fest
und lass’ Dir jeden Tag geschehen,
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blumen schenken lässt. 

Sie aufzuheben und zu sparen
das käm’ dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leis aus seinen Haaren,
drin sie so gern gefangen waren
und hält den lieben, jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke

Dieses wunderbare Gedicht hat in mir ein ganz klares Bild gezeichnet: ein kleines Mädchen mit lockigem, blondem Haar, in dem sich die eine oder andere Blüte verfangen hat. Fröhlich läuft das Kind den bunten Blüten entgegen. Die Lebensfreude muss es nicht festhalten, weil im Weitergehen neue kommt.

Wenn ich meinen sieben Enkelkindern im Alter von drei bis sieben Jahren zuschaue, erlebe ich genau dieses Bild: diese Freude am Entdecken und Erforschen, diese Neugier aufs Leben, diese unbändige Lebenslust, das fröhliche Lachen, die offenen Hände. Für mich ist Freude untrennbar mit Begeisterung und Dankbarkeit verbunden.

Laute(r) Freude

Meine Quellen der Freude sind meine Familie, die Natur in ihrem Wandel und ihrer unbändigen Kraft, die Weite und der Reichtum meiner Beziehung zu Gott und den Menschen, denen ich mit offenem Herzen begegnen kann.

Am Anfang des Weges zur Quelle stellen sich mir folgende Fragen.

  • Was macht mir Freude?
  • Was sind meine Stärken?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Wofür kann ich mich begeistern?

Die lauten, offensichtlichen Freuden sind wunderbar: ein strahlend schöner Tag am Gipfel eines Berges, am Meer, eine traumhafte Urlaubsreise, die Erfüllung eines lang ersehnten Traumes. Die Hürde, die eine oder einer unserer Lieben genommen hat.

Meine wirklich lauten Freuden waren die Kinder im Haus. Ich habe es gern gehört, wenn das Haus voll Kinderlärm und -lachen war und auch heute steigt nicht nur der Lärmpegel, sondern auch der Lachpegel. Wir lachen alle laut und tief und haben einen ganz eigenen Humor. Das kommt nicht immer gut an und hat meinen Töchtern sogar Rügen eingebracht.

Mich regelmäßig der Leichtigkeit des Seins dankbar hinzugeben, füllt mein Freude-Konto enorm auf. „Ein Glas Wein, ein Stück Brot, ein Töpfchen Schmalz und einen Freund“, mehr braucht es nicht,  heißt es bei Reinhard Mey. Kochen und Essen zu genießen, idealerweise mit einem netten Gegenüber, zählt für mich zu den leisen, täglichen Freuden. Aber auch wenn ich, wie jetzt öfter, alleine esse, habe ich Freude daran und mach es mir schön.

„Ich glaube,
dass Gott Humor hat.“

Gottes lachender Segen

Ich glaube, dass Gott Humor hat. Der Schweizer Theologe Pierre Stutz auch und er hat ein Bild gezeichnet, das ich köstlich finde: „Ein Gott, der uns zublinzelt im Humor, in der Festfreude, im freudigen Übermut, und uns spüren lässt, wie er darin als schöpferische Kraft gegenwärtig ist. Gottes Geist weht, wo er will. Und weil das hebräische Wort für Geist ,ruach‘ ist, müssten wir richtiger sagen: Gottes Geistin weht, wo sie will.

In der Kunst des Feierns, im Tanzen, Singen, im Hören von Musik und Betrachten eines Kunstwerks berührt uns der Geist der Lebendigkeit, erfahren wir den Geschenkcharakter  des Lebens.

Folge der Freude auf dem Weg zu Deiner Seele und entdecke die Augenblicke im Leben, die voll sind mit Himmel. Und vergiss nicht, nichts im Leben ist selbstverständlich. Freue Dich ausgiebig, bis tief ins Herz hinein und feiere die Freude.

Sei wie das Mädchen, das mit offenem Haar, voll der Freude und mit ausgestreckten Händen der Sonne, den neuen Blumen, dem Leben entgegenläuft.“

Belledonne

Meine Leidenschaft zu schreiben, hat jetzt in meinem neuen Lebensabschnitt einen größeren Raum bekommen. Ich genieße diese Stunden der Ruhe, des Suchens, des Findens und bin freudig erregt, wie sich „unser Kind“ Liebe schafft alles weiterentwickelt. Ich schreibe „unser Kind“, denn ich habe drei Frauen gefunden, die dieses Projekt wie Hebammen mit mir auf die Welt brachten. Ein schönes Erlebnis, das mich mit Freude und Dankbarkeit erfüllt.

Corona-bedingt haben wir uns wochenlang im virtuellen Raum getroffen und in einer außergewöhnlichen Situation an einem für mich außergewöhnlichen Projekt gearbeitet: Sabine hat mich darin unterstützt, den mutigen Schritt zu wagen und die ersten Kontakte hergestellt. Nina wiegt die Worte, ordnet sie und führt die Fäden zusammen. Gabi ist die Expertin für Kommunikation und Marketing und hat das liebevoll wachsame Auge aus der Adlerperspektive. Anna bringt Buntheit, Leichtigkeit und Kreativität in unser Projekt und hat Corporate Design und Website gestaltet.

„Belledonne“ nenne ich meine wunderbaren drei Begleiterinnen, die die Quelle meiner Freude so richtig zum Sprudeln bringen. Ich danke euch von ganzem Herzen und bin gewiss: Es wird ein schönes, kräftiges Kind.

FREUDE AM MORGEN 

Herr, ich werfe meine Freude
wie Vögel an den Himmel. 

Die Nacht ist verflattert,
und ich freue mich am Licht.
So ein Tag, Herr, so ein Tag! 

Deine Sonne hat den Tau weggebrannt
vom Gras und von unseren Herzen.

Was da aus uns kommt,
was da um uns ist an diesem Morgen,
das ist Dank.

Herr, ich bin fröhlich heute, am Morgen. 

Die Vögel singen
und ich jubiliere auch.

Das All und unsere Herzen
sind offen für Deine Gnade. 

Ich fühle meinen Körper
und danke. 

Die Sonne brennt meine Haut,
ich danke.

Herr, ich freu’ mich an der Schöpfung
und dass du dahinter bist und daneben
und davor und darüber und in uns.

Ich freue mich, Herr, ich freue mich
und freue mich. 

Die Psalmen singen von deiner Liebe,
die Propheten verkündigen sie,
und wir erfahren sie.

Herr, ich werfe meine Freude
wie Vögel an den Himmel.

Ein neuer Tag, der glitzert und knistert,
knallt und jubiliert von Deiner Liebe. 

Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr.

– Aus Westafrika

Halleluja! Gott freudig preisen, verherrlichen, ausrufen – das ist nicht nur ein Gebet. Ich sehe dich mit dieser geistigen Ausrüstung vielmehr in der Pole Position, an vorderster Stelle jeder Tagesetappe.

Freu dich, dass es dich gibt – ich tue es auch!

Sissy

LITERATUR

Pierre Stutz, Ein Stück Himmel im Alltag: Sieben Schritte zu mehr Lebendigkeit

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10 Kommentare

  • Stefanie sagt:

    wirklich ein freudvoller Artikel, Mum! der hat mir heute richtig den Abend versüßt 😘

    • Sissy Sonnleitner sagt:

      Oh, wie schön!! Versüsste Abende und das Ganze noch kalorienfrei😍
      Danke für Deine Begeisterung – tut mir immer gut.
      Alles Liebe
      Mum

  • Inge Daberer sagt:

    Geh aus mein Herz und suche Freud………Ein schlichtes Lied, eine Motivation für den heutigen Tag! 🙏🏻❤️Sissy

  • Gerti Schmid sagt:

    So viele positive Gedanken tun einfach gut. Danke dafür. 🌻

  • Gfrerer-Unterlerchner Eva sagt:

    Liebe Sissy,
    wie wunderbar, dass dein Ruhestand noch warten muss und wie schön, dass du diesen Blog teilst. Er macht mir wirklich Mut.
    Alles Liebe, Eva

    • Sissy Sonnleitner sagt:

      Liebe Eva!

      Welch wunderbare Fronleichnamsfreude, dass unser Blog einer so schönen, starken Frau auch noch Mut machen kann.
      Sei herzlich umarmt! Sissy

  • Stefanie Preßlauer sagt:

    5 Uhr morgens, mitten in Salzburg.. Camping mit Mann und 3 Kindern. Die Vögel starten bereits den Tag. Vertreibe seit gefühlten 2 Stunden eine lästige Fliege von Sohnemanns Kopf und lese mir den Blog durch (auf fb drauf gestoßen). Bin motiviert für den Tag und freue mich auf das was kommen wird. Danke für das schöne Gebet aus Afrika!

    • Sissy Sonnleitner sagt:

      Liebe Stefanie!

      Abgesehen von der Fliege klingt alles nach einer kleinen, feinen Auszeit für die Mama.
      Ich freu‘ mich sehr, dass mein Blog Dir dabei Gesellschaft leisten darf und vielleicht
      auch ein bisschen dazu beiträgt, ganz bei Dir sein zu können. Ich wünsch‘ Dir erfüllende
      Tage mit Deiner Familie und danke für Deinen Kommentar.

      Herzlichst
      Sissy

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